No. 168 af 604
Dokumentstatus
Manuskript
Ophavsmand/nøgleperson Dato
Jens Baggesen 1794 [sommeren] [+]

Dateringsbegrundelse

Den omtrentlige datering er baseret på digterens egen påtegning i manuskriptet.

Værktitel

Die Krieger

Original
Dokumentindhold

På baggrund af de udbredte krigshandlinger i Europa i 1790’erne fremtræder Baggesen her som overbevist pacifist og modstander af krig i det hele taget. Det harmfulde anti-krigsdigt udtrykker digterens kompromisløse afstandtagen til krigeren som arketype igennem historien, i hans egen tid i skikkelse af de enkelte soldater, der i Baggesens optik karakteriseres som simple mordere, uanset konteksten. Samtidig udpeger han krigens igangsættere, dvs. soldaternes respektive fyrster og ledere som de egentlige ansvarlige for den øjeblikkelige, tragiske situation, med vold, død og ødelæggelse i et krigsramt Europa.


                                                     Die Krieger

                                                  (Im Sommer 1794)

                                                       Parodisch *)

[tilføjet med blyant i fremmed hånd:]
                                        Handschrift des Dichters Jens Baggesen

[note nederst på første side:]
 *) Wer, dem die Musen nicht ganz fremd sind, kennt nicht Die Künstler von Schiller[,] das schöne Medaillon unsers Jahrhunderts, das, leider! auch wie man sieht, seinen hässlichen Revers hat?

Wie scheusslich, Mensch, mit deinem Baÿonette,
Stehst du in der geschlossnen Mörderkette,
Mit eingefuchtelter Vermessenheit;
Mit feigem Sinn, mit wüthiger Gebehrde,
Taktmässig stampfend auf der fremden Erde;
Auf deines Treibers Wink bereit,
In gleichgeformten, willenlosen Horden
Zehntausend gegen dich Geprügelte zu morden;
Mit mehr als thierischer Unmenschlichkeit
Voll Rache gegen nie geseh’ne Brüder –
Wie scheusslich stehst du da, nicht Held; nein Hÿder!
Am Ende deiner Greuelzeit
Getrieben reif zur Höllenewigkeit!

          Knecht eines Knechts des Sklaven aller Knechte,
Der, gähnend auf dem Wollustthron, die Rechte
Der Menschheit tretend, kaum im Schlummer fühlt,
Dass er getreten wird; dem, immer gähnend,
Allein mit Menschen so zu spielen wähnend,
Am grässlichsten wird mitgespielt!
Knecht des allein’gen unumschränkten, wahren
Beherrschers jener kleinen Herrscherschaaren,
Die blind nur Ihm gehorchen, blind,
Bis sie im Pfuhl um seinen Thron erwachen,
Und der gesammten Hölle lautes Lachen
Zu spät es ihnen umbrüllt was sie sind!
Feind der Natur, die jeden Schatz dir zollte
Mit seegenvollem Dank,
Die deine Hand zum Himmel bilden sollte,
Und – unter deinem Fuss hinab zur Hölle sank! //
Feind deiner selbst, – und aller deiner Brüder!
In deiner knechtischstolzen Wuth,
Berauscht von dem vergossnen Blut,
Vergiss es nicht, du Kriegeshÿder,
Die Hand zu fluchen, die dich fand
Auf jener stillen Unschuldswiese
Im längstverlohrnem Friedensparadiese,
Und deiner frohen Heerde dich entwand,
Um unter Geisseln im Despotenland
Freiwill’ger Kriecher, und gezwungner Krieger,
Dich früh zum Fuchs zu bilden, oder Tieger;
Die, anfangs leise, mit verstecktem Schwerdt
Den Keim der Würde ausgelistet,
Das Laster in den Busen eingenistet,
Und die befleckende Begierde drinn genährt!

          Die Tückische! die deine Jugend
In eigennütz’ger Klugheit unterwies,
Und das Geheimniss der erhabnen Tugend
Dich nie errathen liess –
Die endlich, ganz zum Wütrich dich zu bilden,
(Dich einst ein Lamm in friedlichen Gefilden)
Die grosse Brudermörderkunst erfand,
Wodurch was Gott, Natur und Pflicht verband,
Getrennt Natur und Recht empöret;
Volk gegen Volk, Land gegen Land
So lange wüthet, bis es gänzlich sich zerstört –

          O Mittelding von Teufel und von Vieh!
O sieh dich selbst einmal so wie du bist! und flieh!
In Geilheit kann dich Oran-outang meistern,
In Schlauheit kann ein Fuchs dein Lehrer seÿn,
Die Politik theilst du mit Höllengeistern –
Die Taktik nur – hast du allein.

          Nur durch das Thor bediademter Tiger
Und infulirter Böcke sank herab //
Dein freies Wesen in des Lasters Schlavengrab!
Der erste Teufel war der erste Krieger,
Der erste Krieger ward der erste Potentat,
Sein Sitz der erste Hof, sein Reich der erste Staat –
Zum Hirten schuf dich Gott. – Er schuf dich um zum Jäger.

          Die Mordlust ward allmählig immer reger:
Bald blühte des Verderbes Saat.
Was beÿ dem Blute todgejagter Haasen
Mit wildem Schauder dich durchdrang,
Erzog in dir das wilde Rasen,
Das sich dereinst zur Weltzerstörung schwang.
Was erst, seitdem Jahrhunderte verflossen,
Die neue Politik ersann,
Lag im Symbol des ersten Mords verschlossen,
Als Abels Blut von Kains Keule rann:
Der Jäger schlug den Hirten. Jetzo lauern
Die Truppen hier zu Pferde, dort zu Fuss,
Ergrimmt, mit gleichem Brudergruss
Auf arme Bürger, und verarmte Bauern.
Eh noch ein P… gestohlnes Blutgeld bot
Zu jenem grossen Franken-Brudermorde –
Eh noch ein Fürst dafür zum Stümmeln und zum Tod
Die Hälfte seiner ungeheuren Horde
Despotisch hinwarf wie Berlinersand –
Wer sah hinauf zu jenem ersten Morde,
Der dies nicht ahndend schon empfand?

          Die, einen Schlangenkranz von Scorpionen
Ums Angesicht, in schwarzer Nacht,
Nur angeschaut von grinsenden Dämonen
verwüstend in der Tiefe lacht,
Geflohn zu ihrem Höllenthrone,
Die furchtbar wüthende Basilika,
Mit abgelegter Schwefelflammenkrone
Steht sie als Ordnung vor uns da.
Mit Falbelas des Luxus umgebunden,
Mit Marzipan und Puppenwerk und Tand
In der so gnädig ausgestreckten Hand,
Mit Glaubensschatten umgewunden,
Wird sie zur Gauklerin, dass alle gern sie sehn,
Und Einen sie verstehn –
O! was als Spielwerk lange wir empfunden,
Wird bald, als Jammer, uns entgegengehn! //
Als der Erschaffende der Menschheit Jugend
In das Instinktland der Natur verwies,
Und ihm den einzgen Weg zur Seligkeit der Tugend
Auf eignem Pfade freÿ nun finden hiess;
Als alle Himmlischen sich von ihm wandten,
Schloss sie, die Höllische, allein
Mit dem sich überlassenen Verbannten
Verführend in die Sterblichkeit sich ein.
Hier schwebt sie, mit religiosem Fluge
Die Sonne deckend, nah am Sinnenland,
Und mahlt mit pfäffischem Betruge
Ein Schattenspiel an seine Kerkerwand.

          Als in den Wolfesklauen dieser Amme
Die zarte Menschheit kaum geruht,
Gleich schürte wilde Mordsucht dort die Flamme
Gleich rauchte hier unschuldig Blut.

          Das Herz, das sie an knechtschen Banden lenket,
Versmäht der Pflichten freÿes Weltgeleit;
Ihr krummer Nachtpfad, irrwischschimmernd, senket
Sich in die Lasterbahn der Selbstigkeit.
Die ihrem niedern Dienste leben,
Was kümmert sie der ganzen Welt Geschick?
Der Fäulniss, Maden gleich, im Schoos gegeben,
Empfangen sie des Wurmes faules Leben,
Der Sklaven süsses Recht! zurück.

          Glückselige! die sie, aus Millionen
Die Faulsten! ihrem Dienst geweiht,
In deren Brust sie würdigte zu thronen,
Mit deren Wink die Mächtige gebeut,
Ihr Siebenschläfer auf den Thronen!
Und ihr, der Immerschlafenden Geleit,
Die sie auf ringsumdampfenden Altären
Erkohr durch Räuchern jener Schlaf zu nähren,
Vor deren Aug allein sie hüllenlos erscheint,
Die sie in Gallapracht Euch um sich vereint!
Freut euch der fürchterlichen Stufe,
Darauf euch Ariman gestellt –
In die versunken Geisterwelt
Seÿd Ihr der Menschheit letzte Stufe!

Kommentarer

Baggesens forhold omkring tilblivelsen af digtet er skildret i sønnen August Baggesen: Jens Baggesens Biographie. Bd. 2: 1793-1798 (Kbh. 1844). S. 128f. Her findes også henvisninger til delvis ændrede optryk og udgivelser af digtet fra 1795 og frem.
Online findes under Projekt Gutenberg en gengivelse efter en udgave fra Amsterdam, 1844.
Link hertil er: https://www.projekt-gutenberg.org/baggesen/gedichte/chap015.html

Sidst opdateret 17.02.2023 Print