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Brev
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Carl Baggesen [+]

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Bern

17.-18.12. 1811 Jens Baggesen
Original
Dokumentindhold

Carl Baggesen, Baggesens ældste søn, der på dette tidspunkt er 18 år og bor i Schweiz hos moderens familie i Bern, bevidner i sit brev, helt i pagt med tidens konventioner, i mange ord sin fader den inderligste, sønlige kærlighed og respekt.
Denne rutineret underdanige, men efter alt at dømme også helt ægte, kærlige holdning glider imidlertid over i en række direkte og helt jordnære spørgsmål vedr. faderens øjeblikkelige økonomiske og sociale forhold i Kiel, hvor han på dette tidspunkt har en stilling som professor i sprogvidenskab ved Universitetet. Faderen har øjensynlig tidligere fremsat et ønske om, at sønnen skulle slutte sig til familien dér – en idé som sønnen, der er meget klarsynet i forhold til faderen og meget bevidst om selv at skulle skabe sig en økonomisk og socialt sikker fremtid, er langt mere skeptisk overfor.
Som eftertiden ved, forblev Carl i Schweiz, hvor han fik en lang karriere som anset teolog og præst.


Bern d. 17te December 1811. u. 18te.

Dank, tausend Dank, theurster Vater für deinen so väterlichen, so eindrucksvollen Brief. Worte sind mir freylich nicht gegeben, meine ganze Sohnesliebe würdig auszudrücken. Auch ist es ja nicht von nöthen; du musst von derselben, auch ohne Worte, überzeugt seyn. Die lebet also verborgen wie die innere Wärme, des lebendes Geistes in mir; nur durch Thaten fühlbar, – unzertrennt von diesem Leben, unzertrennt von dem Bewusstseyn meines bessern Selbsts. – Doch dies kann ich dir sagen, Ich liebe, ich muss dich mehr lieben als alle meine Theuren hier. Du frägst, was du mir in 8 Jahren warst? Den Augen der Menschen – mein Vater; von Gott u. mir – viel mehr. Weisst Du denn, du der in Hinsicht auf mich, was dein Forschen nach Wahrheit ergriff und bearbeitete, zurücklegst, ob nichts von mir in Hinsicht auf dich gethan werden wird? Weisst du denn, ob du es nicht warst, durch den und für den |: unter Menschen am ersten :| ich nach dem Guten strebe, durch dessen Beyspiel und in Rücksicht auf dessen Wohlgefallen, die Tugend und jede Anstrengung mir leichter wird; dessen früheres, mühevolles Leben als Jüngling (Tante Braun gab mir die Skizze dessselben, die du ihr einst schriftlich entwarfst) und dessen späteres ruhiges u. zufriedenes Leben als Greis, einst, die sonst unter der Last eines trägen Körpers einschlummernde Kraft deines Sohnes weckt, seinen Geist zu edler Thätigkeit anspornt, u. ihm jede Beharrlichkeit im Guten verleihen wird?

Theurer! Du warst mir auch in der Entfernung Vater u. viel mehr als Vater. Was ich Gutes bin, das bin ich vorzüglich durch dich. Und diess, diess Band der Tugend ist es, was das Verhältnis zwischen Vater und Sohn zum ersten in der Schöpfung macht, es dem Verhältnis zwischen dem erhabenen Gott u. seinen Geschöpfen nähret?
Und nun kannst du die Freude begreifen die jeder deiner Briefe mir machen muss. Der letzte vorzüglich, u. auch der vorhergehende zeigt mir, wie sehr du mich schäzest, wie viel du auf mich baust. Dank dir dafür! Dies erhebt mich, indem es mich beschämt. Es ist mir Wink, Befehl; es bindet meine Pflicht. Ich müsste mein eigener Feind, ein Thor u. ein Bösewicht seyn, wenn ich nicht meine ganze Lebenskraft anwendete, um dem Sohne zu ähneln, den du in mir erwartest. Habe ich dir bisher Ursache gegeben zu glauben, ich sey gut; so Schande über mir, bleibe ich es nicht stets; Fluch über mir, weinst du ja mit Recht eine andere Thräne über deinen Sohn als die der Freude. //

Mein Vater! Freue Dich, denn du hast ein solch Dankbarkeit bey deinem Sohn erworben, die nur derjenigen ähnlich kömmt, welche ich meinen Schöpfer weise. –
Dass du nicht gerne schreibst, selbst an deinen Sohn nicht, macht mir Schmerz. Doch es sey so. Du wirst einsehen, dass auch meine Liebe selbst dem Stillschweigen trozt, aber nicht ohne Schmerz.
Deine Güte hat mir Zeit gegeben mich mit dem Gedanken zu befreunden, meine Lieben hier zu verlassen, um Euch dort nach langer Trennung wieder zu umarmen, nach langer Entbehrung täglich u. stündlich, für Monate und Jahre zu geniessen.
Ich glaube bereits in einem vorhergehenden Briefe den Wunsch geäussert zu haben, schon vor unserm Wiedersehen mit Eurer jezigen Lage dort bekannt zu werden. Hier lege ich diesen Wunsch dir noch einmal vor, u. mit der Zuversicht dass er mir gewährt werden wird. Wenig hast du, theurer Vater, in deinen zwey Briefen mir von deinen äusserlichen Lage, gar nichts von deinen Familien Umständen u. einem Haushalt gemeldet, u. vieles muss mir ja äusserst wichtig seyn. – Hier bin wohl. Denn worin vorzüglich mein äusserliches Wohlseyn (u. auch hierdurch meine innere Zufriedenheit) besteht; es mag nun im Schosse meiner Familie, oder sonst irgendwo in der Welt unter Freunden seyn, ist: Niemanden zur Last zu fallen. Und dies Glück geniesse ich jetzt hier. Bisher war ich nemlich weder der Tante Braun, an deren Tafel ich speise, im geringsten lästig, noch meiner Grossmutter, die für meinen Unterhalt u. meine Geldangelegenheiten sorgt, zu einigem Nachteil. (Ich urtheile nach genauer Ansicht der Sache.) Fünf u. zwanzig Lsdor’e hat bisher Herr Haller von Paris aus für mich hierher gesandt. Blieben diese aus, so würde das bey meiner Grossmutter liegende Erbtheil hinreichen zu meinem Unterhalt, bis ich ihn mir selbst verschaffen könnte; auch jetzt schon habe ich hier Mittel, mir durch Unterricht entbehrliches zu verschaffen, auch so liesse sich das unentbehrliche erwerben. Ich wünsche zu wissen ob ich auch in Kiel solche Mittel zum Selbsterwerb finden werde, u. welche?
Erlaube mir, theurster, verehrtester Vater! dir zu sagen, dass auch unter Euch Lieben, das höchste irdische Glück, das mir euer Umgang gewähren kann, verbittert würde durch den Gedanken, meinen Eltern nur im geringsten lästig zu seyn. Ich kenne deine alles beyseitesetzende Güte, ich bin deiner Liebe überzeugt, aber diesen Gedanken ertrüge ich nicht.

PS Ich wünsche und hoffe, dieser Brief werde dich, theurster Vater, von deiner Reise nach Coppenhagen heimgekehrt u. mit der Gewährung aller der Wünsche u. der Erfüllung aller der Erwartungen, die du auf diese Reise mit nahmst, beglückt in Kiel antreffen. – Jeder deiner Successe, jede Ehre die dir erwiessen wird, (auch deine Doctorwahl) wird deinen Sohn stolz auf seinen Vater, aber auch, u. vielmehr noch, ihn anspornen, gleiches zu verdienen. – //

Sage mir also aufrichtig Vater, – eher kann ich dem Drange meines Herzens zu Euch zu eilen nicht folgen, – sage mir: sind deine Einkünfte zu deiner u. deiner Familie Unterhalt so hinlänglich, deine ganze Lage so beschaffen, dass das Daseyn eines beynahe erwachsenen Sohnes, mein Daseyn u. Unterhalt, dich nie in einige Verlegenheit wahrscheinlich sezen würde?
Welches sind deine bestimmten sichern Einkünfte? Ihr habt eine eigene festgesetzte Wohnung, eine geordnete unabhängige Haushaltung, sind beide so beschaffen u. eingerichtet, dass ich ohne im geringsten drückend zu seyn bey Euch wohnen u. unter Euch leben könnte? Kann ich endlich dann dortan durch obengenannten Selbsterwerb mich in den Stand sehen in vielem meinem Vater nicht zur Last zu fallen, ja ihm, meiner Mutter u. Geschwistern behülflich seyn um irgend durch That zu vergelten, was ihre Liebe bereits an mir gethan hat, und noch thun wird.
Du kannst, theurster Vater diese Fragen nicht für unbescheiden halten; auch wirst du sie [bean]tworten; denn es ist dein Sohn, welcher frägt, nicht aus blosser Neugierde, son[dern] […]rem Interesse, u. weil die Beantwortung auf das ob u. wie dieser frag[…] […] meiner Abreise zu Euch vorhergehen muss.
[G]erne will ich noch hier im Schosse meiner Lieben, im Lande das mir gefällt, den Frühling noch einmal eintreten, die ganze Natur sich widerbeleben, den Schnee von niederen Gegenden wegschmelzen sehen, um nur jenen höhern ihre weisse Kleidung zu lassen, – wehmüthig werde ich immer von dir scheiden, geliebtes Land, aber weniger traurig, wenn mein lezter Blick auf die blühende Hoffnungszeit fällt, die ein gesegnetes Jahr dir verspricht! – zu Euch eilen dann ihr Lieben, in Euer flaches Land, von dem Fusse des Berges hin weg an den Strand des Meeres.
Beynahe überflüssig scheint es mir, Vater, Geliebte alle, dich u. Euch beym Antritt eines neuen Jahres zu versichern, dass ich auch in diesem fortfahren werde, […]lich beym Geber alles Guten. Segen auf Eure geliebten Häupter zu erflehen; glücklich ich selbst, wenn ich es auch diess Jahr mit reinem Herzen thun kann, glücklich wenn im nähern Umgang mit Euch ich forthin auch durch That euer Glück zu befördern, u. meine kindliche Liebe zu zeigen im Stande seyn werde.
Vater an dich geht nun meine lezte Bitte in meinem Nahmen meine] Mutter |: wenn Mamma nicht, wie ich hoffen müsste, diesen deutschen Brief selbst lesen kann :| u. Bruder Paul, u. den geliebten entfernten Bruder August meiner Liebe zu versichern, zu überzeugen
In Liebe
Carl Baggesen

Ich soll noch hier die tausendfältigen Wünsche u. Grüsse meiner theuren Grossmutter u. Tanten beyfügen.

[På konvolutten:]
Herrn

Herrn J. Baggesen Profess. der dänischen
Sprache u. Dr. Philos.
in
Kiel
franco Coburg

Personer
Carl Baggesen · Fanny Baggesen · Jens Baggesen
Sidst opdateret 27.01.2023 Print